Sault

Über einem violetten Blütenmeer thronend, behauptet sich verträumte Sault auf einem Felsvorsprung im Schatten des mächtigen Mont Ventoux, der sich in nur etwa 15 Kilometer Entfernung erhebt.

Ein Ausflug in den traumhaften Ort lohnt sich doppelt: Der Weg zu dem etwa 30 Kilometer entfernten Dorf führt durch die einzigartige Landschaft des Vaucluse, entlang an Olivenhaine inmitten von Lavendelfelder und Obstplantagen hinauf in die Idylle von Sault.

Geschichte

Sault und seine Umgebung wurden schon zu prähistorischen Zeiten bevölkert. Funde aus dieser Zeit zeigen, dass das Gebiet sehr aus dessen Zeit einige archäologisch wertvolle Funde zu Tage gebracht wurden.

Auch in der Antike blieb das Gebiet um Sault von den Römern nicht unbeachtet und war abhängig von der römischen Kolonie „Apta Julia“, dem heutigen Apt.

Doch erst im Mittelalter 895 wird Sault das erste Mal in Texten offizielle erwähnt und näher beschrieben, zu dieser Zeit jedoch noch unter dem Namen „Saltus“. Der lateinische Begriff „Saltus“ bezeichnet eine bewaldete, bergige, wilde und nicht kultivierte Region, die die Umgebung des mittelalterlichen Dorfes ausmachte und so seinen Namen prägt. Zu dieser Zeit herrschte einer der vier großen provenzalischen Familien, die Familie Agoult als Nachfahren des römischen Einflusses wie über Apt auch über Sault. Die Grafschaft begann zu gedeihen und das heutige Ortszentrum entstand. Die Vorherrschaft der Agoults hielt über mehrere Jahrhunderte bis ins 17. Jahrhundert an, wo die Grafschaft Sault auf die Familie Créquy-Lesdiguières übertragen wurde.

Nach der Französischen Revolution, bei der Gründung der französischen Départements 1790, gehörte das Canton de Sault zu den Basses-Alpes, dem heutigen Alpes de Haute Provence, bildet durch den Anschluss des Kirchenstaats seit 1793 jedoch einen Teil des Départements Vaucluse, zu dem Sault bis heute gehört.

Sehenswertes

Gleich zu Beginn des historischen Zentrums liegt eine kleine, unscheinbare „Nougaterie“ mit langer Tradition. Der hier seit 1887 im „Maison Boyer“ hergestellte feine weiße Nougat von Sault zeichnet sich als das süße Gut des Ortes aus und ist mit Lavendelhonig und Mandeln aus der Region verfeinert Ernest Boyer gründete hier seine „Maître Nougatier”, dessen besondere Süßigkeit bald nicht nur die Gaumen der „Saltésiens“ verzauberte. In dem kleinen Geschäft ist noch immer das Originalgebäude des ehemaligen Familienunternehmen, wo man in die süße Welt des Nougats und weitere handgemachten Süßwaren eintaucht. Zwischen verschiedenen Nougatsorten, Macarons und kandierten Früchten kann man hier den Geheimnissen des Nougats bei einer Führung durch die alten Geräte und der ursprünglichen Herstellungsmethode von 1887 nachgehen.

Ein Besuch in Sault am Markttag ist etwas ganz Besonderes. Nicht nur gehört Wochenmarkt zu den charakteristischen provenzalischen Märkten, auf denen sich zahllose regionale Lebensmittel, Spezialitäten und lokale Kunst an bunten Ständen finden lassen, sondern zeichnet sich durch eine lange Tradition aus. Der Baron von Sault ordnete am 5. April 1515 den wöchentlichen Markt in Sault an, der von nun an jeden Mittwoch stattfinden soll. Seit nun mehr als 200 Jahren erstrahlen deshalb mittwochs in dem verträumten Örtchen zahlreiche bunte Marktstände mit allerlei Produkten aus der Region. Hier begibt man sich auf die Spuren der Vergangenheit und tritt in die Fußstapfen der „Saltésiens“ vom Mittelalter bis in die heutige Zeit.

Das historische Ortszentrum flankieren zahlreiche Geschäfte, in denen endliche Lavendelprodukte und Souvenirs der Region angeboten werden. Doch insbesondere die aus dem Mittelalter und der Renaissance stammenden Gebäude machen das Bild von Sault aus. Eine Besonderheit bietet dabei die Kirche Notre-Dame de la Tour, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde und in späteren Jahrhunderten immer wieder verändert und renoviert. So ist sie zum Großteil romanisch, denn die drei Kapellen und das Westportal stammen aus dem 14. Jahrhundert, der Glockenturm im romanischen Stil wurde jedoch erst im 17.Jahrhundert gebaut und die Kirche insgesamt im 19.Jahrhundert erweitert. Damit wacht die Verklärungskirche seit dem Mittelalter über Sault und seine Bewohner und ist Zeuge ihrer bewegten Geschichte.

Ebenfalls bemerkenswert ist das „Musée municipal“, das 1859 von dem lokalen Historiker Crestian gegründet zu dem ältesten Museum in der Provence gehört. Es vereint regionalen Funde aus den Bereichen der Paläontologie, Archälogie, Naturkunde und Landwirtschaft mit einer ägyptischen Sammlung und einer Reihe von Portraits des provenzalischen Malers de Valernes. Diese Kombination macht einen Besuch des Museums nicht nur aufgrund seiner eigenen Historie zu etwas Einzigartigem.

Natur und Lavendel

Schlendert man die Hauptstraße weiter in Richtung historischem Zentrum, so kommt man schnell an eine kleine Mauer. Von hier aus bietet sich in 760 Metern Höhe ein atemberaubender Rundumblick auf Lavendel- und Getreidefelder, die vor dem höchsten Berg der provenzalischen Voralpen im Sommer die Landschaft in ein Meer aus violetten Blüten verwandelt. Zur Lavendelzeit sind hier und der direkten Umgebung die so charakteristischen weitläufigen Lavendelfelder zu erkunden, die das Bild der Provence wie nichts anderes prägen. Im Gegensatz zur etwa 30 Kilometer entfernten Region des Luberon wird hier nicht Lavandin angebaut, sondern der hochwertigere Echte Lavendel, der in den Höhen des Plateau d´Albion ideal gedeiht. Hier lassen sich zahlreiche Wanderungen, Spaziergänge und Radtouren inmitten der Lavendelfelder unternehmen und sich das violette Wunder aus nächster Nähe bestaunen. Der„Chemin de la lavande“, etwa 2km entfernt in Richtung Mont Ventoux mit Beginn auf dem Parkplatz hinter der Vallon Destilliere, bietet die ideale Möglichkeit, auf dem einfachen 5,3 km die Umgebung bei einem etwa 1,5 stündigen Spaziergang zu entdecken.

Von Sault aus oder auf dem Weg aus dem Luberon hierhin ist ein Abstecher in die nur etwa 6 km entfernte wilde „Gorges de la Nesque“ sehr lohnend.

Ist man vom Luberon auf dem Weg zum Mont Ventoux, so ist ein kleiner Zwischenstopp in Sault eine gute Idee, um in einem der zahlreichen malerischen Cafés, Bistros und Restaurants eine Rast einzulegen und dabei über die traumhafte Ebene den Blick schweifen zu lassen.

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. provefan sagt:

    Schöner Bericht über eine tolle Landschaft unterhalb des Mont Ventoux. Auch was für Nougat-Liebhaber. Maitre Boyer versteht sein Handwerk.
    Aber das Bild zum Bericht passt nicht zu Sault!

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    1. luberon_blog sagt:

      Vielen herzlichen Dank für die netten Worte und vor allem für den Hinweis!

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  2. provefan sagt:

    Hat dies auf meinluberon rebloggt und kommentierte:
    Ein toller Bericht über ein Dörfchen hoch oben in den Lavendelfeldern. Die Anreise lohnt sich wegen des Ausblickes auf die Lavendelfelder und den Mont Ventoux. Aber auch der Nougat von Maitre Boyer ist eine Versuchung wert.

    Liebe Grüße Provefan

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